1 person found this review helpful
Recommended
0.0 hrs last two weeks / 60.6 hrs on record (4.4 hrs at review time)
Posted: 20 Nov, 2018 @ 1:54am
Updated: 28 Jun, 2020 @ 12:49pm

Review: Life is Strange 2 | Stand: Durchgespielt

Also lasst uns beginnen. Nachdem ich schon eine Review zum ersten Ableger von Life is Strange schrieb, habe ich Before the Storm ausgelassen. Ich wusste einfach nicht ganz was ich dazu sagen sollte, auch wenn es ein großartiges Spiel war. Jetzt sind wir aber zurück mit dem richtigen, von DONTNOD entwickelten Nachfolger. Life is Strange 2.

- Intro -
Ein paar Dinge damit ihr meine Objektivität einordnen könnt: Ich habe keine. Das ganze Franchise begeistert mich seit Tag 1 und katapultierte sich schlagartig in die höchsten Ebenen meiner Spielerlebnisse. Und ich spiele viel. Nichts desto trotz kann ich hier als Fan mit hohen Ansprüchen über das Spiel reden und einige Mechaniken einordnen. Eine differenzierte, unvoreingenommene Meinung bekommt ihr hier jedoch nicht.

- Gameplay -
Das Gameplay. Was soll ich dazu sagen? Wie man es aus dieser Art von Spiel kennt, bewegt man sich durch relativ eng bemessene Spiel-Sequenzen, die mehr den Flair eines Films, als das eines Spiels besitzen. Das Interagieren mit verschiedenen Objekten ist möglich, meist sieht sich der Protagonist eben diese an, ab und zu sammelt man etwas auf, isst etwas, zieht etwas, etc, etc. Wer Life is Strange 1 oder BtS gespielt hat wird es also kennen.
Ein Schlüsselelement (At least 4 me) aus den alten Spielen wurde hier jedoch ausgetauscht, das "zur Ruhe kommen", wie ich es nenne. Wo sich Max und Chloe früher noch hingesetzt haben, um Gitarre zu spielen, zu rauchen oder einfach nachzudenken, da fängt Sean Diaz an seine Umgebung zu zeichnen. Und das ist tatsächlich ein würdiger Ersatz für die alte Mechanik.
Auch neu ist hier die Möglichkeit den zweiten Protagonisten mit in Interaktionen einzubinden. Dem kleinen Bruder etwas zu zeigen oder zu erklären ist erfrischend und zieht einen noch mehr in die Beziehung der Beiden hinein.

Revolutionäres Gameplay findet man hier nicht. Das ist auch nicht notwendig. Hier wird darauf gesetzt ein funktionierendes System zu perfektionieren und das hat man auch geschafft. Trotz hakeliger Steuerung hier und da (mit dem Controller), bin ich sehr zufrieden. Es fühlt sich einfach an, wie Life is Strange sich anfühlen sollte.

- Grafik -
Der comic-esque Look hat sich auch in diesem Ableger durchgesetzt. Eine Erleichterung für mich. Die Grafik passt wunderbar zum Spiel, strömt eine Schönheit aus und stellt eine willkommene Abwechslung zum realistischen Stil der vorherrschenden Spiele dar.

Alles in allem also auch gelungen und wieder bleiben die Entwickler beim alten Erfolgskonzept.

- Soundtrack -
Japp. Der Soundtrack ist mal wieder ein wundervoller Bestandteil dieser Spiele-Reihe. Wo mir bei Before the Storm teilweise nicht genug Vocals im Soundtrack waren, um ihn mir außerhalb des Spiels immer wieder anzuhören, habe ich jetzt wieder das Gefühl im Indie-Himmel zu sein. Teilweise sehr unbekannte Musiker aus dem Indie-Rock und Pop Bereich zeigen hier was sie können und es trifft genau meinen Geschmack, wie auch schon damals in Life is Strange 1. Selbst wer nicht auf diese Art von Musik steht, wird im Spiel merken wie wunderbar sie sich in das Spielgefühl einschleicht und genau die richtigen Emotionen rüberbringt.

Wo das Spiel oft alternativ wirkt, da ist es auch die Musik. Ein wunderbarer Soundtrack und ich freue mich sehr darauf zu hören was noch kommt.

- Atmosphäre -
Die Atmosphäre des Spiels ist atemberaubend. Ich werde hier nicht spoilern, also kann ich auch nicht viel dazu sagen. Aber wenn es eine Sache gibt die ich an diesem Spiel herausragend finde, dann ist es die Atmosphäre. Es ist eine wunderbare Mischung aus Emotionen, die sich abwechseln und einem immer Zeit geben das Geschehene zu verarbeiten, ohne den Faden zu verlieren. Freundschaft, Familie, Drama, Entwicklung der Charaktere, Vertrauen. Es gibt keinen Fokus auf negative oder positive Gefühle, es ist einfach nachvollziehbar und irgendwo in sich schlüssig. Die Geschichte trägt so viel mit sich, dass man sich darin verliert. Jeder Autor, auch wenn es ein Hobby-Autor ist, kann aus der Erzählweise und dem Tempo des Spiels etwas lernen. Das ist Story-Telling wie es sein muss, so sehe ich das zumindest. Aber macht euch ein eigenes Bild, es schadet nicht.

Der "Review" Part ist damit vorbei und ich hoffe ich habe euch einen Einblick gegeben, der irgendwie hilfreich bei der Kaufentscheidung ist. Jetzt kommen wir zu den einzelnen Episoden des Spiels, der folgende Part wird nach dem Erscheinen einer neuen Episode aktualisiert, wenn es geht direkt nach dem Spielen. Viel Spaß.
(ACHTUNG: Ab hier könnten Spoiler vorkommen, auch wenn ich versuche alles allgemein zu halten)

Aufschlüsselung der ersten Episode

- Episode 1 - "Roads" -
Diese Episode hat die Protagonisten eingeführt und die Geschichte auf den richtigen "Pfad" gebracht. Oder eher auf die richtige Straße. Wie der Name der Episode schon sagt, sind Shaun und Daniel hier "on the road", also beginnen ihr Abenteuer auf den Straßen der USA.
Die Geschichte ist liebevoll gestaltet, Nebencharaktere haben Bedeutung und Entscheidungen ziehen echte Konsequenzen mit sich. Gerade der letzte Punkt hat mich wirklich positiv überrascht. Nach dem eindeutigen Feedback der Community zum Thema Entscheidungen und deren Konsequenzen, welche in den letzten Spielen eher... Sagen wir "bedeutungslos" erschienen, haben sich die Entwickler all das zu Herzen genommen und versuchen jetzt Entscheidungen wirklich eine Bedeutung zu geben. Zumindest hatte ich das Gefühl während ich die Episode gespielt habe, in dem Punkt möchte ich gerne nochmal etwas abwarten, bis wir Episode 2 und 3 zu Gesicht bekommen, bevor ich ein abschließendes Urteil zu den Auswirkungen der Entscheidungen abgebe. Bisher bin ich aber sehr zufrieden.
Kommen wir zum wirklichen Kern des Spiels, nämlich das Thema. Was hält mich als Spieler wirklich bei der Stange? In Life is Strange 1 war das Konzept einfach. Nachvollziehbare, nach-fühl-bare Situationen und Charaktere. Teenager Probleme, psychische Erkrankungen, eine zerbrochene Freundschaft, Schule, Familiendrama und Liebe. Einfach Dinge die man selbst gefühlt und durchlebt hat. Eben eine Skizzierung des Lebens eines Teenagers, aufgelockert und verpackt in übernatürliche Ereignisse und eine dramatische Geschichte mit Wendungen, die man nicht erwartet.
Aber was davon bleibt in Life is Strange 2? Die Geschichte dreht sich nicht mehr um Dinge die man selbst schon durchlebt hat. Die Protagonisten lassen sich nicht mit der "Masse" identifizieren. Es geht um eine Randgruppe (mexikanische Einwanderer in den USA), mit denen nur der kleinste Teil der Spieler überhaupt in Kontakt gekommen ist, gerade auf dem europäischen Markt, von einem französischen Entwickler. Warum also das Erfolgskonzept, von dem sonst so viel in dem Spiel vorhanden ist, gerade an dieser Stelle verwerfen?
Weil es wichtig ist.
Life is Strange 2 ist weitaus politischer als seine Vorgänger. Es wird Position bezogen, ohne eine wirkliche Aussage zu treffen. Die Kraft der Bilder von Polizeigewalt, Rassismus, politisch rechtem Aktivismus, etc. reicht aus, um die Message rüberzubringen. Politische Statements in Spielen zu setzen ist in den letzten Jahren, gerade bei großen Publishern, nahezu ausgestorben. Natürlich spricht man damit auch ein Thema an, das viele Leute bewegt und Platz für Emotionen bietet. Das Spiel wirkt erwachsener als seine Vorgänger, mit altem Konzept und neuen, ausdrucksstarken Themen.
Episode 1 hat mir gezeigt, was die Entwickler können. Bis jetzt hätte es kaum besser laufen können. Ich bin beeindruckt Dontnod. Ich hoffe wirklich es geht so weiter, denn die Erwartungen sind hoch und oft steht die romantisierte Erinnerung an die Vorgänger einem neuem Werk im Weg.

Originally posted by Sean Diaz:
My Dad said there are more bigfoots out here than Mexicans...

Wegen der Zeichenbegrenzung ist die Review hier vorbei

𐌽𐍈𐍂𐍈𐌑𐌀𐍃
Was this review helpful? Yes No Funny Award