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Posted: 27 Apr, 2023 @ 10:32am
Updated: 22 Nov, 2023 @ 7:47am

Zwei Tage tobt der Schneesturm in dieser kanadischen Wildnis nun schon, ich kann meinen Verschlag nicht verlassen, ohne zu erfrieren. Als der Wind aufkam und der Nebel immer dichter wurde war ich heilfroh, ihn gefunden zu haben – und das, obwohl ich die Hand vor den Augen nicht sehen konnte.
Letzte Nacht habe ich gehört, wie die Äste in den Bäumen knackten. Wenn sie runtergefallen sind, kann ich hoffentlich bald neues Holz besorgen, denn die Feuerstelle, die ich an die Ecke des Unterschlupfs gebaut habe, brennt nur noch ein wenig. Wenn der Wind wieder umschlägt, erlischt es so wie so. Immerhin habe ich die Wartezeit und die Wärmequelle genutzt, um einen Wasservorrat anzulegen und das Buch über das Waidwerken zu Ende zu lesen. Das Loch in meiner Hose hätte ich gerne noch repariert, jedoch fand ich in meinem Rucksack kein Stück Stoff mehr. Hätte ich das gewusst, hätte ich im letzten Haus die Vorhänge eingepackt. Am Ende muss die Mütze wohl dafür herhalten, der Schal ist vielleicht auch lang genug um ihn sich zusätzlich um den Kopf zu wickeln.
Jetzt träume ich davon, dort geblieben zu sein.
Mein Magen knurrt, langsam wird mir auch ein bisschen schlecht. Vor drei Tagen habe ich das letzte Mal Hasen gesehen. Überhaupt ist in dieser Region scheinbar kein Wild unterwegs. Den Bogen hätte ich mir sparen können, aber ich kann wenigstens noch ein bisschen das Jagdmesser schärfen. Ich werde es brauchen, denn ich bilde mir ein, dass ich immer wieder einen Bären in der Nähe höre…

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Ich habe „The Long Dark“ bei einer Freundin im Discord-Stream entdeckt und konnte erst einmal überhaupt nicht recht verstehen, warum sie dort Schränke durchwühlt, Wasser aus dem Spülkasten nimmt, über das wechselnde Wetter sinniert und das alles auch noch toll findet. Es dauerte jedoch nicht lang und ich begleitete sie auf ihrer Reise, während sie davon sprach, dass sie baldmöglichst neue Dinge holen müsse, die Häuser aber schon leer sind. Sie müsse ins nächste Gebiet, irgendwo in dieser Region sollte ein Übergang sein. Ich fieberte mit, als sie auf ihrer Reise beinahe erfror, von einem Wolf attackiert wurde, sich über die Schnee- und Eisschollen im Marschland hangelte.
Ich war durch ihre Erklärungen und dem, was ich sah, so gefesselt, dass ich nicht widerstehen konnte und mich schnellstmöglich selbst auf meine Reise durch „Great Bear Island“ begab.
Nunmehr habe ich über 500 Stunden in diesem Spiel verbracht und sämtliche Erfolge, Storys und derzeitige Erweiterungen durch und ich finde es noch immer kein bisschen langweilig.
Dafür sorgt mit Sicherheit auch das Update zu den „Tales from the far territory“, das dafür verantwortlich ist, dass sich jedes Spiel anders anfühlt, andere Taktiken erfordert und immer wieder neue Herausforderungen bietet. Planung in diesem Spiel ist wichtig, dabei macht einem die Natur gerne einen Strich durch die Rechnung. Genau das liebe ich an diesem Spiel. Ständig muss ich an Dinge denken, die ich tun muss, das Wetter beobachten, Vorräte anlegen, Handwerken, während ich versuche mich der Wildnis und der Natur zu stellen – ihr immer wieder zu trotzen. Die Ruhe in diesem Spiel kann manchmal sehr entspannend aber auch sehr gruselig sein. Für mich ist es nunmehr eines der besten Survival-Games und ich bin extrem gespannt auf die kommenden Inhalte. Hinterland hat hier sehr viel Liebe zum Detail reingesteckt und ich kann es nur jedem ans Herz legen, der die Einsamkeit und Herausforderung sucht...
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