String Emil - Ein Deutscher Halbgott

String-Emil ist Vermieter von Autoanhängern und regelmäßiger Drifter auf Driftshows überall in Deutschland. Damit verdient er seinen Lebensunterhalt. Er bastelt gerne an BMW´s, mit Vorliebe fährt er vielzylindrige PS-Schleudern. Nebenher stellt er Fotos von sich im String Tanga ins Internet. Mehr als 5000 Besucher hat er täglich auf seiner Website. Am Telefon klingt er ruhig, er spricht leise und wirkt schüchtern.

Unaufgeregt erzählt er von der Idee, die eigentlich von seiner Ex und deren Mädelsclique stammt: „Die haben sich gemeinsam meine Nacktbilder angeguckt und dann kam meine Freundin, inzwischen Ex-Freundin, auf mich zu und fragte mich warum ich die Bilder denn nicht auch anderen zeigen wollte.“
In den Anfängen zeigte sich Emil noch komplett nackt, bis er Ärger mit der Polizei bekam: „Wenn sich Frauen ausziehen – kein Problem, aber sobald ein nackter Mann zu sehen ist, drehen die durch.“ Dann hatte er die Idee mit den Tangas. Natürlich gibt es auf seiner Website auch noch einen anmeldepflichtigen Bereich für über 18-jährige.

Er lässt sich von Freundin, Ex-Freundin, Tochter, Kumpels und „Passanten die gerade in der Nähe sind und nicht zu schüchtern sind“ ablichten. Sei es im Urlaub, auf der Weide, auf dem Aldi-Parkplatz oder im Betonrohr, bei der Motivwahl zeigt sich Emil sehr kreativ. In einigen Rubriken finden sich auch Videos, hier und auf einigen anderen Bildern arbeitet Emil mit Selbstauslöser. Auf seiner Homepage sind unzählige Bilder abrufbereit, meistens mit Musik hinterlegt.

Mit seinen langen Haaren und dem auf einigen Bildern noch erhaltenen Schnurrbart, erscheint Emil wie aus einer anderen Zeit. Als hätte jemand aus der Kommune I im Internet überwintert und würde „Freie Liebe für alle“ skandieren. Emil ist das Sprachrohr für die inzwischen prächtig eingegliederten oder verstorbenen 68er. Mit einem Augenzwinkern macht uns String-Emil auf ziemlich eindeutige Weise unsere Verschrobenheit deutlich. Unaufgeregt zeigt er uns wie sich die verstockten Deutschen auf der Suche nach der nächsten nackten Frau die Haare ausreißen und beim Anblick eines mit Pudding verschmierten Penis‘ die Polizei rufen. Sind deutsche Männer zu pervers und deutsche Frauen zu prüde? Oder brauchen die Männer eine Emanzipation der Nacktheit? Vielleicht trifft String-Emil auch nicht mehr den Zahn der Zeit und der nackte Mann von heute muss einfach anders aussehen. Eine Streiterei über den Sinn von www.string-emil.de wäre Emil wahrscheinlich auch nicht recht. Er mag sich nackt zeigen, er mag es wenn er gesehen wird und „wenn die Leute darüber Lächeln können“, dann ist ihm das sehr recht.

String-Emil lässt sich nicht gerne was vorschreiben, erst recht nicht von „unserem Rechtsstaat“. Die Offenheit mit der er sich präsentiert, die Motivwahl, die trockenen Rubrikbeschreibungen, die auch von einer Tourismusseite stammen könnten und die Musik im Hintergrund machen jeden Besuch auf seiner Website zu einem skurril-ungewohnten Happening.

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