Hallo,

Disclaimer: Ich will hier niemanden angreifen und nehme mich aus aller Kritik nicht heraus. Ich war zu wenig im Training und viele der hier angesprochenen Dinge laufen bei mir auch noch nicht rund. Nehmt es daher einfach als Erfahrungsbericht und nicht als persönliche Kritik. Danke ;)

In letzter Zeit (schon immer?) meckern die Offiziere recht oft über Disziplinsachen. Sei es zu spätes schießen, eine schiefe Linie oder auch nur etwas Geschreibse im Chat / Gelaber im TS. Jetzt führen sie auch noch eine Anwesenheitsliste...

Der eine oder andere wird das Youtube-Video kennen indem irgendein Ex-8LR-Mitglied sich mordsmäßig aufregt, dass er zum Spielen gezwungen wird und dass alle das so ernst nehmen und er ja gar keine Zeit hat, seine anderen Lets Plays... naja, lassen wir das^^. Ich schätze dass einige, wenn auch nicht so extrem, sich doch fragen: Was soll das ganze Getue um die Disziplin?

Als Spieler macht es natürlich Spaß in einem Regiment zu spielen, in dem alles Reibungsfrei klappt und gut aussieht. Das ist der eine Vorteil. Auf der anderen Seite ergeben sich aber bei Linebattles einfach riesige spielerische Vorteile wenn ein Regiment diszipliniert und koordiniert vorgeht. Meiner Meinung nach sieht man vieles davon leider erst, wenn man mal selbst kommandiert.

Ich habe das schon öfter getan, wenn auch in einem anderen (ähnlichen) Spiel, Battlegrounds 2. Auch habe ich da den direkten Vergleich, da ich sowohl in public LBs mit wenig Disziplin als auch in Trainingsmatches mit Clanmitgliedern kommandiert habe. Einige Sachen laufen anders und Disziplin und schnelle Koordination dürften dort noch wichtiger sein, die Grundgedanken übertragen sich aber auf NW:



Der Kommandeur kann sich viel sicherer fühlen, wenn er weiß, seine Befehle werden genau befolgt. Wenn man sich sicher sein kann, dass jeder genau dann schießt, wenn man es befiehlt, sicher sein kann, dass die Linie in kurzer Zeit steht nachdem man den Haltebefehl gegeben hat und weiß, dass auf kritische Befehle schnell reagiert wird, dann kann man deutlich besser taktieren. Man weiß, ich kann da rein und wenn ich richtig gerechnet habe langt es genau zum aufstellen, schießen und chargen bevor der Gegner sich neu formiert hat. Man muss nicht bei jeder Aktion die wichtigen Sekunden Verzögerung einplanen, die sich im Public Game immer ergeben, sondern kann auch knappe Gelegenheiten ausnützen.



Wenn Schießen in Salven befohlen wird, dann ist das nicht nur, weil es cool aussieht, sondern auch, weil der Commander die Kontrolle behält. Er weiß genau, wenn er jetzt die Salve schießt, hat er alle Schüsse rausgehauen und kann sich hinter die Kante zurückziehen zum Nachladen. Wenn er keine Salve mehr abschießt vor dem Loslaufen, dann kann er sicher sein, dass wenn er sich Nahe dem Gegner aufstellt dieser eine volle Breitseite abkriegt. Er weiß, wenn er das Feuern dann abbricht rennen alle sofort los und die Truppe kann noch stehenbleiben um die letzte Salve rauszudrücken, ohne dass danach noch einer rumsteht, zielt und die halbe Linie im Schussfeld der Artillerie hält.Dafür sind die Schussbefehle da.
Das Höhe ansagen ist offensichtlich dazu da, nach einer Salve direkt zu sehen, wie viele Treffer erzielt wurden und damit die Höhe anzupassen. Wer sich nicht daran hält und dann trifft bringt nur den Commander dazu, falsche Höhen anzunehmen.



Neben offensichtlichen Mäkeln wie dem Vorbeirennen an der ganzen Linie und diese damit vom Schießen abzuhalten (oder zu sterben) gibt es auch andere Dinge. Ein wichtiger Punkt sind Aufstellungsgeschwindigkeit und -genauigkeit.
Geschwindigkeit ist wichtig, um die erste Salve rauszudrücken. Je schneller die Musketen in Richtung Feind entladen sind, je schneller die ersten Gegner zuschauen dürfen, desto weniger Kugeln kommen zurück. Braucht die Einheit 2 min um sich auszurichten, schießt der Gegner sie zu Klump bevor sie auch nur zielen kann. Hier sind Sekunden wichtig: Wenn ihr früher abdrückt als der Typ, der euren Nebenmann im Visier habt, spart ihr euch vllt die Blutflecken auf der Weste.
Das Zweite ist Präzision: Die Offiziere schauen schon immer (meistens?) vorher, wo sie uns aufstellen wollen. Gerade in den großen Battles ist es wichtig, nicht flankiert zu werden. Wenn eine Linie von der Seite beschossen wird, wird sie sterben: Wenn der Gegner an einem vorbeischießt, bilden die anderen eine Mauer, die er kaum verfehlen kann. Als Linie aufgestellt gibt es viel mehr Lücken. Außerdem blockieren wir uns gegenseitig das Schussfeld. Die Kommandeure geben sich viel Mühe, das zu verhindern. Deshalb: Achtet darauf, dass ihr richtig steht, so wie es geplant war. Steht einer schief, stehen evtl alle nach ihm auch schief und es gibt einen riesen Knick, wir stehn nicht mehr ideal und viele müssen zugucken.


Das sind so mal grob die wichtigsten Gründe für mehr Disziplin. Ja, Lauftraining ist ätzend. Ja, es macht wenig Spaß immer nur zu hören: Du stehst falsch, das muss schneller gehen usw. Aber es ist wichtig. Es macht uns als Regiment stärker, es gibt den Offizieren mehr taktische Möglichkeiten, sie werden dazu ermuntert auch mal schwierige, aber effektive Taktiken auszuprobieren, die allen mehr Spaß machen. Daher: Nehmt euch zusammen, tragt das Lauftraining mit Würde und denkt daran, es bringt uns tatsächlich was und macht uns besser.


Versteht das keineswegs falsch, ich will nicht die Disziplin hier bemängeln. Das dürfen die Offiziere wenn sie wollen, ich nicht. Ich wollte hier nur ein wenig zum Nachdenken anregen, wofür das Zeug überhaupt gebraucht wird. Wenn irgendwelche Sachen in NW nicht zutreffen oder ich Dinge falsch erklärt habe, darf natürlich gerne gemeckert und korrigiert werden ;)

Viele Grüße,
Ente